Atomkraft darf nicht wieder salonfähig werden!

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Hier finden Sie das Video zur Rede.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen!

Um 19.43 Uhr meldete die „Tagesschau“ ein Erdbeben der Stärke 7,3  60 Kilometer vor der Küste Japans. 2 Millionen Menschen sind derzeit ohne Strom, im Abklingbecken des Kraftwerks Fukushima Daiichi sind die Pumpen ausgefallen. Wir alle haben Sorge, dass sich in Tschernobyl erneut eine nukleare Katastrophe anbahnt, dass durch Putins Krieg in der Ukraine einer der 15 Atomreaktoren in Saporischschja, Chmelnyzkyj oder Riwne havarieren könnte.

Im Angesicht dieser Situation fordert die AfD eine neue Realität. Sie fordert mehr Atomkraftwerke und versucht, genau wie die Atomlobbyisten der Union, Söder und Merz, Atomkraft wieder salonfähig zu machen. Ihre absurde Begründung, Deutschland über Atomstrom vor dem Blackout zu schützen und die Abhängigkeit von russischem Gas dadurch zu reduzieren, kann ich nicht verstehen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Als Techniker plante ich in der Industrie Serienproduktion. Die Lieferkette muss von Anfang bis Ende sicher sein. Der Kollege sagte es bereits: Für den Betrieb von AKWs braucht man Brennstäbe; die bestehen aus Uran. 47 Prozent des Urans wird in Russland und Kasachstan gewonnen, 7 Prozent in Usbekistan, 2 Prozent in der Ukraine, 6 Prozent in Niger, in der Nähe des Bürgerkriegslandes Mali. Klar, man könnte versuchen, Uran aus Australien, Kanada, Namibia oder China zu erwerben. Aber erstens haben diese Länder bereits feste Abnehmer, und zweitens können sie nur 36 Prozent des weltweiten Bedarfs decken.

(Dr. Rainer Kraft (AfD): So viel wollen wir gar nicht!)

Vom weltweiten Bedarf benötigen alleine die USA derzeit 30 Prozent, China 18 Prozent, Frankreich 14 Prozent und Südkorea 8 Prozent. Also allein die USA und Frankreich brauchen mehr Uran, als derzeit aus halbwegs sicheren Herkunftsgebieten zu erhalten ist. Bei dieser Faktenlage deutsche Atomkraftwerke, denen Brennelemente fehlen, als Lösung anzusehen, zeugt von wirtschaftlicher Blindheit.

(Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja!)

Und wer die Abhängigkeit von russischem Gas durch eine Abhängigkeit von russischem Uran ersetzt, ist einfach untragbar.

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Wer die Energiesicherheit mit Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken sichern will, ist wirtschaftlich inkompetent und spielt russisches Roulette.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich zitiere die Bundeszentrale für politische Bildung:

Die zivile und die militärische Nutzung der Kerntechnik ähneln siamesischen Zwillingen: Sie sind so eng miteinander verbunden, dass sie sich kaum voneinander trennen lassen.

Recht hat die Bundeszentrale.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Ohne Atomkraftwerke keine Atombomben. Und gerade auch wegen der Angst vor einem Atomkrieg lehnt Die Linke Atomkraftwerke konsequent ab.

Vielen Dank.