Plan B – Für das Überleben

Ralph Lenkert

„Wachstum um des Wachstums willen ist die Ideologie der Krebszelle.“
Edward Abbey

Wir leben in einer Zeit des Wachstums: wachsende Staatsschulden und wachsende Geldvermögen, wachsender Rohstoffverbrauch und wachsende Müllhalden, wachsende Zahl unsicherer Arbeitsverhältnisse und psychischer Erkrankungen ... Bei immer mehr Menschen wächst aber auch der Zweifel, ob all das wirklich so alternativlos ist, wie von den Nutznießern dieses Systems behauptet wird. Können wir unseren Wohlstand nur sichern, indem wir von Jahr zu Jahr mehr produzieren? Und was heißt "unser Wohlstand", wenn 1,3 Millionen Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können?
Die Ressourcen der Erde sind endlich. Bereits heute kann man berechnen, wann das Erdöl zur Neige geht, wenn der Verbrauch nicht eingeschränkt wird oder sogar noch weiter wächst. Der Klimawandel ist inzwischen messbar, auch wenn ein kühler Sommer oder strenger Winter dagegen zu sprechen scheint. Bereits ein, zwei Grad können jedoch unsere Ökosysteme auf Dauer verändern – Malariamücken könnten beispielsweise wieder in Deutschland heimisch werden. Der bescheidenen Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes in den westlichen Industriestaaten durch „grüne“ Energien oder effizientere Technik steht ein rasanter Anstieg in den aufstrebenden Wirtschaften Asiens wie China, Indien oder Malaysia gegenüber – auch weil immer mehr energieintensive Produktion verlagert wird.

Man müsste anfangen zu sparen, doch die Ökonomen beschwören Jahr für Jahr das Wirtschaftswachstum wie einen ungnädigen Gott. Tatsächlich wächst die Arbeitsproduktivität stetig: Von 1991 bis 2011 stieg sie in Deutschland um 34.8 %. Das heißt, was früher vier Arbeiter produzierten, schaffen heute drei. Das könnte eine Chance sein für mehr Freizeit, für mehr Lebensqualität, für Entschleunigung. Stattdessen steigt die Arbeitshetze, werden Arbeitskräfte immer schneller verschlissen und zum alten Eisen aussortiert. Statt zu produzieren, was gebraucht wird, wecken wir Bedürfnisse nach dem, was wir produzieren können. Denn nur durch Verkauf kann Gewinn gemacht werden.

Gegen diese Marktlogik will die Bundestagsfraktion der Linken einen Plan B für den ökologischen und sozialen Umbau der Gesellschaft erarbeiten. Unternehmen lassen sich für immer weitere Effizienzsteigerungen von gut bezahlten Beratern Pläne erarbeiten. Sie rechnen sich für die Unternehmen. Ein utopischer Entwurf rechnet sich nicht, obwohl er sich für uns alle lohnen könnte. Deshalb setzt die Linke auf die Intelligenz der Masse. Wo interessierte Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen zusammen kommen, kann man schnell und kreativ zu neuen Lösungen kommen. Einen solchen Treffpunkt bietet die Linke mit dem Internetforum http://www.plan-b-mitmachen.de. Jeder, der Vorschläge, Befürchtungen oder Fragen zu sozialen Problemen, zu Landwirtschaft, Verkehr oder Energieversorgung der Zukunft oder zur demokratischen Mitbestimmung hat, ist zur Diskussion eingeladen. Es ist der Versuch, der Alternativlosigkeit des jetzigen Produktionssystems einen positiven Gesellschaftsentwurf entgegenzusetzen.

Die Ergebnisse des Projektes sollen zunächst im Herbst dieses Jahres auf einer Konferenz ausgewertet werden. Machen Sie mit, bringen Sie sich ein, damit wir gemeinsam eine Alternative zur profitgetriebenen Marktwirtschaft entwickeln  -  Plan B