,,Ich war total erschrocken"

c. Bioly, OTZ Eisenberg

Bundestagsabgeordneter Ralph Lenkert auf der Deponie Königshofen

Herr Lenkert, Sie haben in dieser Woche die Mülldeponie bei Königshofen besucht. Wie kam es dazu?
Wir befassen uns im Umweltausschuss auch mit solchen Altlasten nach Insolvenzen und der unzureichenden Gesetzeslage dazu. Und das wollte ich mir an dem Problemfall Königshofen, der mir bereits bekannt war, in der Praxis ansehen.

Wie war Ihr Eindruck?
Ich hatte eher mit einer der üblichen wilden Mülldeponien gerechnet, großflächig, aber eben. Aber als ich dieses umzäunte Gelände, diese Riesenberge Müll sah, die seit Jahren vor sich hingammeln, war ich total erschrocken. Und dazu noch die davor abgestellten Säcke, Altreifen und sonstiger Müll, von dem die Leute offenbar denken: Da kommt's jetzt auch nicht mehr drauf an...

Sie haben sich über die Geschichte des Geländes und den aktuellen Stand informiert?

Das war ja schon zu DDR-Zeiten eine Deponie, die aber relativ gut abgedeckt wurde. Nach der Wende war es offiziell ein Müllumschlags- beziehungsweise Sortierplatz. Aber tat - sächlich ist hier sehr viel mehr i Müll rein- als rausgegangen, da rauf hat das Umweltamt Gera offenbar nicht reagiert. Jetzt - sind die Müllberge da, die Firma - ist schon lange insolvent, keiner fühlt sich verantwortlich. Am - Ende bleiben die Kosten an der Allgemeinheit hängen. Und sol- che Beispiele gibt es leider viele.
t Wir brauchen dringend Geset zesinitiativen, um zum Beispiel von den Betreiberfirmen Sicherheitshinterlegungen zu verlangen, oder um bei Insolvenzen klar zuordenbare Mutterfirmen heranziehen zu können.

Bis es soweit ist, nützt es Königshofen wohl nichts mehr...
Stimmt, hier müsste bald was geschehen. Denn die Müllberge - sehen nicht nur furchtbar aus, hier droht auch eine Rattenplage, also Seuchengefahr, außert dem eine latente Brandgefahr.

Und mit jedem Jahr wird die Sanierung der Fläche teurer.

Wie könnte eine Sanierung vonstatten gehen?
Vor acht oder zehn Jahren hätte - man den ganzen Müll noch nach Großlöbichau fahren können, wo genug Platz wäre. Aber - das ist jetzt nicht mehr erlaubt.
Jetzt müsste alles zur Verbren nung gebracht werden, was natürlich deutlich teurer ist. Eine Alternative wäre die mechanisch-biologische Sortierung in wiederverwertbare Stoffe und Verbrennungsmüll. Aber das wäre auch kaum billiger.

Wie hoch wären denn die Kosten etwa?
Die geschätzten Sanierungskosten betragen zwischen 1,7 und 1,9 Millionen Euro - die Gemeinde kann das auf keinen Fall aufbringen.

Aber wer dann, und wie?
Es gibt zum Beispiel Interessenten aus der Solarbranche, die das Gelände aber sicher nicht mit den Altlasten übernehmen würden. Da müsste man dann überlegen: Was ist es uns wert, wenn wir das Problem gelöst bekommen und dazu noch Solarstrom. Da müsste man einen Kompromiss finden.

Wie stellen Sie sich das vor?
Alle Beteiligten müssten an einen Tisch: Umweltamt, Landesumweltbehörde, Kreis, Kommune, Entsorgungsbetriebe und die Solar-Interessenten.

Und wer lädt dazu ein?
Wenn Knuth Schurtzmann Landrat wird, sicher er. Er war bei der Besichtigung mit dabei wie auch Bürgermeister Baumann - und will sich der Sache annehmen. Ich hätte aber auch kein Problem damit, wenn Landrat Heller zu dem Runden Tisch einlädt. Im Notfall mach' ich's auch selber.

Es fragte: Claudia Bioly