Terrorgefahr durch R1234yf?

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Killer-Kältemittel R1234yf

— 26.04.2013

Terrorgefahr durch R1234yf?

Das umstrittene Auto-Kältemittel R1234yf birgt offenbar noch mehr Risiken als bislang angenommen. Sogar ein Terroranschlag scheint möglich. Grund ist die chemische Reaktionsfähigkeit des Kältemittels.

Das Kältemittel R1234yf kann möglicherweise für einen Giftgasanschlag mit Fluorwasserstoff benutzt werden. Dieses hochgiftige und ätzende Gas wird frei, wenn R1234yf verbrennt oder auf heiße Oberflächen gelangt. Die Bundesregierung bestätigte in ihrer Antwort auf eine Anfrage der Fraktion der Linken, dass "für alle Chemikalien mit giftigen, brennbaren und ätzenden Abbauprodukten die potenzielle Möglichkeit der missbräuchlichen Verwendung" bestehe. Ein Risiko sehe man aber zurzeit nicht, weil "die Chemikalie R1234yf derzeit noch nicht allgemein verfügbar ist".

Das allerdings kann sich schnell ändern, sollte sich R1234yf als neues Kältemittel in Pkw-Klimaanlagen weltweit durchsetzen. Dann stehen Servicegeräte mit R1234yf-Flaschen in allen Autowerkstätten, die Klimaanlagen warten. Dort müssen die Flaschen nicht unter Verschluss gehalten werden. Auch der Münchner Chemieprofessor Andreas Kornath sieht Potenzial für eine terroristische Nutzung von R1234yf, weil das Kältemittel "das einzige brennbare Gas auf dem Markt ist, das Fluorwasserstoff produziert". Zwar werden Kältemittel in Deutschland regulär nur an Fachpersonal verkauft, wie ein Chemikaliengroßhändler auf AUTO BILD-Nachfrage erklärte. Erfahrungen mit dem alten Kältemittel R134a zeigen jedoch, dass nach einigen Jahren Angebote sogar in Internet-Auktionshäusern auftauchen, wo sie jedermann kaufen kann. Eine Verkaufsbeschränkung nach der Chemikalien-Verbotsverordnung gibt es für Kältemittel bislang nicht. Diese greift unter anderem bei an sich harmlosen Substanzen, aus   denen sich etwa Sprengstoffe herstellen lassen.

Derweil hat die Kritik am Kältemittel R1234yf die USA erreicht. Einige US-Medien verglichen die Giftigkeit des Abbauprodukts Fluorwasserstoff mit dem von den Nazis in Konzentrationslagern verwendeten Todesgas Zyklon B. Aktueller Anlass für die Auseinandersetzung mit dem Thema ist der anstehende Führungswechsel bei der US-Umweltbehörde EPA. Die von Präsident Barack Obama vorgeschlagene Kandidatin Gina McCarthy hatte R1234yf in ihrer früheren Funktion als Leiterin der EPA-Abteilung für Luftreinhaltung für Pkw zugelassen.