Zwischenfrage zur Debatte Laufzeitverlängerung Atomkraft

Ralph Lenkert (Die Linke):

Vielen Dank, Herr Kollege Mesarosch, dass Sie die Frage zulassen. – Hier wird sehr viel über eine Renaissance der Atomkraft gesprochen. Angesichts des heutigen Jahrestags von Tschernobyl finde ich das furchtbar.

(Martin Reichardt [AfD]: Fangen Sie doch an, zu heulen!)

Aber ich möchte Sie fragen, ob Ihnen folgende Zahlen bekannt sind und wie Sie diese einordnen: In den letzten 20 Jahren gingen weltweit 100 Atomreaktoren in Betrieb, aber 107 Reaktoren wurden außer Betrieb genommen. Der Kraftwerkspark ist im Durchschnitt 35 Jahre alt.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Es wird Zeit, dass wir ihn erneuern!)

Wenn man allein den Teil ersetzen wollte, der über 50 Jahre alt ist, müssten jedes Jahr weltweit zehn Atomkraftwerke zugebaut werden. Im Moment sind es fünf 

(Karsten Hilse [AfD]: Herr Lenkert hält hier eine Rede, Frau Präsidentin! Was soll das denn?)

In den USA gab es eine Firma, die angeblich billige, kleine Atomreaktoren produzieren wollte. Diese Firma hat Fördermittel und ein Hochtechnologieland zum Aufstellen zugewiesen bekommen, nämlich Ruanda. (Zurufe von der AfD) – Es gefällt Ihnen nicht, wenn ich was sage. Sie können selber eine Zwischenfrage stellen.

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Gründen Sie eine Fraktion, wenn Sie reden wollen! – Martin Reichardt [AfD]: Darf ich hier auch noch mal ein Korreferat halten? Wie in der Volkskammer hier! – Weitere Zurufe von der AfD)

Diese Firma hat also in dem Hochtechnologieland Ruanda einen schnellen kleinen Reaktor bauen wollen. Inzwischen ist sie insolvent, weil die Kosten der Stromproduktion viel höher waren als geplant.

(Dr. Lukas Köhler [FDP]: Ist das eine Rede?)

Bei all diesen Fakten muss man noch wissen: Die durchschnittliche Bauzeit eines Atomkraftwerkes beträgt um die elf Jahre. In Deutschland dauern Bauten meistens etwas länger; ich erinnere an den BER, an Stuttgart 21 und an die Elbphilharmonie in Hamburg. Meine Frage an Sie: Glauben Sie, dass Deutschland, wenn es wirklich auf Atomstrom setzen würde, es schaffen würde, die dafür benötigten 20 AKWs innerhalb der nächsten 15 Jahre zu bauen? Und wenn es nicht möglich ist, mit Atomkraft unseren Strombedarf zu sichern: Was hätten Sie als Alternativen?

(Dr. Lukas Köhler [FDP]: War ein bisschen kurz die Frage, ne?)

Robin Mesarosch (SPD):

Herr Lenkert, Sie haben es länger gemacht; ich mache es kürzer: Ich teile da Ihre Einschätzung.